Jeder Schmerzpatientin wurde wahrscheinlich von ihrer Ärztin schonmal vermittelt, dass akuter Schmerz einen Warnruf-Charakter habe, chronischer Schmerz hingegen diese Alarmfunktion verloren habe. Meiner Meinung nach stimmt das nicht: auch der chronische Schmerz signalisiert, dass etwas sehr Wesentliches nicht stimmt, dass die Erfüllung wesentlicher Bedürfnisse unberücksichtigt ist. Wenn wir Schmerzen haben brauchen wir liebevolle, tröstende Zuwendung. Dann brauchen wir jemanden der sich besonnen dafür interessiert, was hinter dem Schmerz steckt, ohne in Panik zu geraten. Und dieser jemand ist man in erster Linie selbst. Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie in Göttingen kann dabei helfen.
Gerade wenn wir Schmerz erleben, ist die Art und Weise wie wir mit uns selbst sprechen oft sehr unfreundlich und respektlos. Niemals würden wir uns trauen, so mit einem anderem Menschen in Not zu sprechen, noch würden wir uns wünschen, dass so mit uns gesprochen würde. Hinter einem ausgeprägtem Schmerz steht für mich immer auch folgende Botschaft des Organismus: Ich werde nicht gut behandelt, und ich habe Besseres verdient. Und falls wir in der Kindheit nicht gut behandelt wurden, ist es nun umso wichtiger, dass wir uns selbst JETZT gut behandeln. Die Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie kann dabei helfen.
Häufig reagieren wir beim Auftreten von immer wieder erscheinenden Schmerz alarmiert. Der Schmerz und unsere lieblose, aversive Reaktion darauf versetzt unseren Organismus in einen Alarmzustand. Dieser geht unter anderem mit hormonellen Ausschüttungen von Adrenalin und Kortisol einher. In diesem Zustand sehen wir die Welt durch eine Brille, die überall Bedrohung und Gefahr wahrnimmt. Der Körper wird in eine Bereitschaft für Kampf oder Flucht versetzt. Die hierzu passenden Emotionen sind Wut und Angst, die wiederum die allgemeine Körperspannung und damit die Schmerzintensität steigern.
Mit Hilfe der Achtsamkeitsbasierten Schmerztherapie können die Klient*innen erfahren wie sehr sie im Krieg mit sich selbst stehen. Dies geht häufig damit einher, dass sie nicht wissen, wie sie mit ihren negativen Gefühlen wie z.B. Wut umgehen können. Häufig hat es ihnen schlicht niemand beigebracht. Durch die schrittweise Anerkennung der eigenen negativen Gefühle und die wachsende Fähigkeit, diese auf verkörperte, nicht-destruktive Weise halten zu können, verbessert sich die Selbstbeziehung. Noch nie habe ich in der therapeutischen Praxis erlebt, dass die Schmerzen nicht erträglicher werden, wenn sich die Beziehung zu sich selbst verbessert.