Als Kinder brauchen wir es, in die liebenden Augen unserer Eltern zu schauen, um uns gewollt und geliebt zu fühlen. Wenn uns das nicht vergönnt ist, entwickeln wir Anpassungs- und Schutzstrategien, um uns vor der unaushaltbaren Einsamkeit des Ungewollt- und Ungeliebt-Seins zu schützen. Wir greifen zurück auf einen der Bindungsstile, die einst von den Pionier:innen der Bindungsforschung John Bowlby und Mary Ainsworth kategorisiert wurden. Die Bindungsbasierte Emotionsfokussierte Therapie (EFT) kann erfüllende (Ver-) Bindungen schaffen: zu den eigenen Emotionen und Bedürfnissen, dem eigenen Körper und last not least zu anderen Menschen.
Vertreter des vermeidenden Bindungsstils lindern ihren intensiven Schmerz, indem sie für sich entscheiden, keine (Ver-) Bindung mehr zu brauchen bzw. zu wollen. Diese Personen zeigen sich scheinbar unabhängig von anderen Menschen, obwohl in ihrem Inneren große Not und Stress ist. Obwohl sie ihre Gefühle runterdimmen und sich in ihren Kopf zurück gezogen haben, erleben sie eine große Einsamkeit und Isolation. Trotz der Einsamkeit vermeiden sie die Nähe zu anderen Menschen. Denn diese würde sie mit dem Schmerz der Zurückweisung wieder in Kontakt bringen.
Vertreter:innen des ängstlichen Bindungsstils sind in ständiger Angst, verlassen zu werden und die Nähe zu nahen Personen zu verlieren. Um diesen Ängsten vom Verlassen-Werden zu entkommen, neigen sie dazu sich an andere anzuklammern. Sie sind vom Gefühl der Einsamkeit bedroht und immerfort damit beschäftigt, sich der Nähe der anderen zu vergewissern. Sie können sehr eifersüchtig sein und bezichtigen offen oder versteckt ihre Lieblingsmenschen der Lieblosigkeit und emotionalen Distanz.
Kinder erklären sich das schlechte, versagende Umfeld als ihren Fehler.
Es ist erträglicher für das Kind sich als nicht-liebenswert zu sehen als dass seine Eltern nicht zur Liebe fähig wären. So gibt es doch noch die Hoffnung, dass sie durch Selbstverbesserung, Anpassung und Anstrengung ihre Eltern dazu bewegen können, sie zu lieben.
Die Bindungsbasierte Emotionsfokussierte Therapie (EFT) zeigt sich sehr wirksam bei Depression, Generalisierter Angststörung, Sozialer Phobie und Traumatisierung.
Hierfür arbeitet die EFT vornehmlich mit den aktuellen Bindungen, die für die Klient:in heutzutage unbefriedigend sind. Denn an ihnen zeigen sich die Schutzstrategien, die sie sich als Kind gegen die frustrierenden und evtl. missbräuchlichen Bindungsangebote der wichtigen Bezugspersonen (i.d.R. die Eltern) zulegen musste. Auch wenn diese Schutzstrategien damals das Überleben im schlechten Umfeld sicherten, stehen sie heute erfüllenden (Ver-) Bindungen zu sich selbst und anderen im Weg. Ein wichtiger Aspekt für die Bindungsbasierte Emotionsfokussierte Therapie (EFT) ist die Arbeit mit der malignen Scham (s.o.). Bei diesem Prozess erkennt die Klientin nach-und-nach, welches Leid und welche Einsamkeit sie sich mit ihren Schutzstrategien ( z.B. in Form von Selbst-Beschämungen) zufügt. Während die Schutzstrategien gegen erfüllende und sichere Bindung durchschaut und entspannt werden können, offenbaren sich die ursprünglichen, verdrängten Emotionen. Wut und Trauer über die damaligen Bindungspersonen (i.d.R. die Eltern), die keine eingestimmte Bindung ermöglichten und das Kind einsam und verloren zurück ließen, können wieder auftauchen. Nach und nach fühlt sich die Klient:in mehr und mehr geliebt, gewollt, gesehen und in nahen Beziehungen sicher und „zu Hause“. [link]