Christoph
Millington
Seelische Probleme entstehen durch Verzerrungen der Wirklichkeit. Durch Entwicklungstrauma entwickeln wir in den frühen Lebensjahren Strategien, die uns zwar das Überleben sichern, später jedoch im Leben oft im Wege stehen. Wir interpretieren die Welt, kreieren Glaubensätze und verdrängen Gefühle, die wir nicht verarbeiten können. Wir nehmen die Wirklichkeit verzerrt wahr. NARM Traumatherapie kann helfen.
Im Körper zeigt sich das durch Kontraktion oder chronische Anspannung, die zu gewissen Haltungs- und Verhaltensmustern führen können. Es genügt oft nicht, diese Prozesse kognitiv zu erfassen, sondern es bedarf einer Verkörperung und Integration der Gefühle und der Sinneseindrücke. Auf der psychischen Ebene kann Entwicklungstrauma einhergehen mit Ängsten, Depression und Burnout.
Frühe traumatische Erfahrungen haben die meisten von uns – z.B. in Form eines Bindungstrauma – in größerem oder kleinerem Umfang erlebt. Sie beeinträchtigen unsere Fähigkeit, mit uns selbst und mit anderen wirklich in Kontakt zu sein. Auf diese Weise werden unsere Lebenskraft und Lebendigkeit eingeschränkt. Darauf basieren die meisten psychologischen und viele körperliche Probleme. Achtsamkeitsbasierte Traumatherapie kann hier hilfreich sein.
Sind wir als Kind einer länger andauernden oder sich wiederholenden Situation ausgesetzt, die mit Vernachlässigung einhergeht, besteht die Möglichkeit, dass es zu einem Entwicklungstrauma kommt (in diesem Fall spricht man auch von Bindungstrauma). Hierbei muss es sich nicht um heftigen Missbrauch handeln, es kann eben auch durch bloße Vernachlässigung entstehen . In diesem Fall werden die psychischen Grundbedürfnisse (s.u.) nicht ausreichend bzw. nicht zuverlässig erfüllt.
Hilfreich erweist sich, einen grundlegenden therapeutischen Fokus auf die fünf biologisch-seelischen Grundbedürfnisse, die alle Menschen gemein haben, zu legen: Kontakt, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie und Liebe (inkl. Sexualität).
In dem Umfang, in dem diese fünf Grundbedürfnisse erfüllt sind, bleiben wir im Fluss und in gutem Kontakt mit uns selbst. Wir begegnen unserem Umfeld mit einem Gefühl der Sicherheit und mit Vertrauen. Wir haben das Gefühl, innerlich im Lot zu sein und erleben eine gewisse Ausdehnung. Werden durch Entwicklungstrauma diese Bedürfnisse in der Entwicklung des Kindes nicht ausreichend erfüllt, leiden Selbstregulierung, Identität und Ablösung (Autonomie).
In dem Maße, in dem die Fähigkeit zur Befriedigung der Grundbedürfnisse nicht reifen kann, entwickeln wir statt einer erfüllenden Lebensweise Überlebensstrategien, die unsere Erfahrungen in der Gegenwart verzerren und fragmentieren und eine Entfremdung bewirken.
Es gibt fünf zentrale Ressourcen, die Menschen in die Lage versetzen, die oben genannten fünf biologisch-seelischen Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Sie wirken sich darauf aus, wie gut es uns gelingt, im Hier und Jetzt vollauf bei uns selbst und bei anderen zu sein.
So stellt sich nicht länger das Gefühl ein, Opfer der eigenen Geschichte zu sein.
Identitätsverzerrungen wie geringes Selbstwertgefühl, Scham und chronische Selbstverurteilung können sich auflösen. Zugleich wachsen die Beziehungsfähigkeit und die gesunden Ausdrucksformen unserer Lebendigkeit.
NARM ist eine ressourcenorientierte Methode, die den Menschen wieder in die Lage versetzen, aus dem Blick geratene Kernressourcen zu aktivieren. Außerdem ist es möglich diese Ressourcen nachreifen zu lassen. Die achtsamkeitsbasierte Traumatherapie setzt auch an der somatischen Grundlage des Entwicklungstrauma an. Sie hilft, innere Anteile, die noch in der Vergangenheit feststecken, körperlich wahrzunehmen und zu regulieren. Die Ressourcenorientierung der achtsamkeitsbasierten Traumatherapie stellt sicher, dass die Maladaption innerer Anteile nicht zum Hauptthema der Therapie wird. Achtsamkeitsbasierte Traumatherapie betont unsere Stärken, Fähigkeiten und Resilienz und setzt an der Regulierung des Nervensystems an.
Dr. Laurence Heller, ein renommierter Fachmann beim Thema Entwicklungstrauma und Begründer der NARM-Therapie sagt:
„Die spontane Bewegung in uns allen zielt auf Kontakt. Gleich wie zurückgezogen und isoliert wir sein mögen und ungeachtet der Schwere des Traumas, das wir erlebt haben, gibt es – gerade so, wie eine Pflanze sich spontan nach der Sonne zubewegt – in jedem von uns auf der tiefsten Ebene einen Impuls in Richtung Verbundenheit.“
Und noch ein inspirirendes Zitat des deutschen Traumaforscher Prof. Franz Ruppert: „Meine Utopie sind Menschen, die sich selbst lieben und achten, die selbst denken, die wissen, was sie in ihrem Leben wollen. Solche Menschen brauchen keine Feindbilder und auch keine Trugbilder des schönen Scheins, denen sie hinterherlaufen. Sie fühlen sich gut, weil sie bei sich sind. Keiner muss dann besser sein oder mehr haben als der andere.“